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Coroplast Global | News | 03 Jun 2022 Erfolgsmodell: Ein Ziel, zwei ungleiche Partner und viele Vorteile

Wieso bringt ein Startup sein revolutionäres E-Motorrad mit der Unterstützung eines traditionsreichen Mittelständlers auf die Straße? Im Interview erzählen René Renger, Geschäftsführer der Novus GmbH und Philip Schröder, Geschäftsbereichsleiter WeWire Global Market & Development, warum diese ungleiche Partnerschaft für beide Seiten profitabel ist.
René Renger und Philip Schröder mit dem E-Motorrad von Novus
Erfolgreiche Zusammenarbeit: René Renger, Novus (rechts) und Philip Schröder, WeWire mit dem Prototyp des Novus E-Motorrads.

 

Herr Renger, Sie sind Industriedesigner. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein E-Bike zu entwickeln und zu produzieren? 

René Renger: Die Idee stammt aus dem Studium. Damals arbeiteten ein Kollege aus meinem jetzigen Team und ich gemeinsam an einer Bachelorarbeit. Der Gedanke war, die Leichtigkeit von E-Bikes mit der Performance von Motorrädern zu vereinen – und das in einem revolutionären Design. Zu der Zeit kamen gerade die ersten E-Motorräder auf den Markt, diese waren aber alles andere als cool. Gleichzeitig gab es auch schon die ersten Konzepte für elektrifizierte Motorräder. Damals steckte vorne einfach eine riesige Kiste für den Akku drin und die Maschinen waren weder leistungsfähig noch besonders stylisch und haben das Potenzial der E-Mobilität überhaupt nicht ausgenutzt. Über viele Jahre haben wir deshalb hobbymäßig einen ersten Prototyp gebaut, den wir in den USA auf einer Messe präsentieren durften. Das Feedback war so gewaltig, dass ich mit einem Team Verrückter, die an die Idee glaubten, die Firma Novus gegründet habe. 

Etwas zu bauen, was fährt, ist schon schwierig. Aber etwas zu bauen, was man zulassen kann und wo auch das Kraftfahrtbundesamt sagt, da passt alles – das ist echt eine Herausforderung.

René Renger | CEO und Gründer, Novus GmbH

Wie ist dann die Zusammenarbeit zwischen Novus und WeWire entstanden? 

René Renger: Wir waren auf der Suche nach einem Partner aus der Industrie, der uns dabei unterstützt, das Produkt so zu entwickeln, dass es den hohen Standards im Automotive-Bereich entspricht. Damit hatten wir selbst einfach keine Erfahrung. Ein Kollege, der 20 Jahre bei MAN war, meinte zu mir: „Lass uns mal mit der Coroplast Group sprechen und probieren, sie für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Die sind nicht zu groß, kein Konzern, das könnte funktionieren.“ Der Kollege hat dann den Kontakt aufgebaut und einfach angerufen. WeWire war sofort begeistert vom Projekt. Mich hat es richtig überrascht, wie schnell das alles ging: Ein Mitarbeiter kam dann bei uns hier vorbei und kurz danach ging es Schlag auf Schlag.

Philip Schröder: Ich weiß noch, dass irgendwann der Leiter unseres Service-Centers, Matthias Mehnert, zu mir kam und meinte, er hätte da ein echt spannendes Startup kennengelernt. Mit einem Produkt, das sehr gut zu unseren Aktivitäten im Bereich Innovationsmanagement passen würde. Mich hat das Projekt sofort begeistert und ich bin kurzerhand nach einem Termin in der Nähe bei Novus vorbeigefahren.

René Renger (rechts) und Philip Schröder mit dem E-Motorrad von Novus und einer Rolle der verbauten HV-Leitung
Design trifft Technik: WeWire bringt in das revolutionäre E-Motorrad-Konzept sein umfangreiches Know-how im Bereich Hochvolt-Bordnetze ein.

Herr Schröder, was ist der Beweggrund für Sie, mit Startups zu kooperieren? Was macht die Arbeit aus? 

Philip Schröder: Wir erleben bei WeWire gerade einen Kulturwandel. Und in diesem Kontext geht es mir darum, uns viel stärker nach außen zu öffnen. Wir kommen aus einem eher traditionalistisch geprägten Zuliefererumfeld. Unsere Mitarbeiter weltweit sind seit Jahrzehnten die Zusammenarbeit mit klassischen OEMs gewohnt. Jetzt geht es darum, einen neuen Spirit in unser Unternehmen zu bringen. Bei solchen Projekten hier kann WeWire auch als relativ großer und etablierter Player viel von Startups lernen, die ihre Projekte mit viel Leidenschaft angehen. 

Uns tut es gut, mit jungen, dynamischen Unternehmen wie Novus im Austausch zu sein. Das hilft uns sehr dabei, den Wandel in der Mobilitätsindustrie mitzugehen und das müssen wir, wenn wir in Zukunft erfolgreich sein möchten.

Philip Emanuel Schröder | Geschäftsbereichsleiter WeWire Global Markets & Development

Und wie hat die Zusammenarbeit geklappt? 

René Renger: Vor der Kooperation mit WeWire haben wir eher schwierige Erfahrungen mit der Gewinnung von Partnern gemacht. Ich war richtig verwundert als es dann so schnell und einfach ging. Wir arbeiten auch mit anderen größeren Unternehmen zusammen, aber ich muss sagen: WeWire gehört zu den agilsten und entscheidungsfreudigsten. Das Team sagt einfach: „Ja, finden wir gut. Machen wir zusammen. Los geht's.“ Das gibt mir Vertrauen und macht großen Spaß.

Philip Schröder: Es freut mich sehr, das zu hören. Weil Agilität, Flexibilität und Schnelligkeit genau die Kernelemente sind, die uns auszeichnen. Und das Team ist einfach super. Es hat das Thema völlig autark vorangetrieben. Klar, ich war hier und habe gesagt, wir machen das. Danach hat das Team aber alles Weitere vorangetrieben. Das ist eine Truppe, die auch am Wochenende in der Garage an den Leitungssätzen hantiert, die zu Hause am Computer noch mal die Verlegung checkt. Da sieht man die Leidenschaft und die Freude am Handwerk, und das sehe ich als große Stärke an.

Ausgelegter Leitungssatz von WeWire mit sämtlichen Komponenten, die dieser miteinander verbindet.
Lebensader: Der innovative Leitungssatz von WeWire ist perfekt auf den ungewöhnlichen Bauraum des Novus-Bikes abgestimmt und verbindet alle Komponenten.

Wo liegen die Unterschiede bei der Zusammenarbeit mit großen Herstellern und einem Startup wie Novus? 

Philip Schröder: Zunächst mal ticken auch Konzerne sehr verschieden. Aber man spürt auch Kulturunterschiede zwischen etablierten Playern oder jungen Unternehmen. Bei der Zusammenarbeit mit einem Startup geht es natürlich um andere Dimensionen, Herangehensweisen und Standards: Aber bei Novus sind vom Agreement – ja, wir machen das zusammen – bis zur Umsetzung keine vier Wochen vergangen. Der Hauptunterschied liegt definitiv in der Geschwindigkeit.

Das ist für mich auch die wichtigste Erkenntnis aus dem Projekt mit Novus: Wenn es darauf ankommt, können wir Geschwindigkeit und wir können auch spontane Entscheidungen treffen. Aber wir brauchen dafür einen Partner, der das will und mitmacht. Deswegen finde ich es super, dass wir jetzt gemeinsam etwas angeschoben und innerhalb wenigen Wochen durchgezogen haben. Jetzt liegt ein fertiger Leitungssatz vor uns auf dem Tisch, der alle Elemente in diesem Fahrzeug miteinander verbindet.  

Ich glaube, Geschwindigkeit ist der entscheidende Faktor in Zukunft. Know-how ist mittlerweile fast für jeden mit dem entsprechenden Budget zugänglich. Aber Mut und Entscheidungswille kann man sich nirgendwo einkaufen.

René Renger | CEO und Gründer, Novus GmbH

Was waren für Sie beide die größten Herausforderungen beim Projekt?  

René Renger: Wir haben ein Fahrzeugkonzept, das sehr unkonventionell ist. Die größte Herausforderung war, die passenden Partner dafür zu finden und die unterschiedlichen Ansprüche zusammenzubekommen. Wir wollten möglichst schnell eine Lösung finden, die funktioniert. Und WeWire wollte natürlich, dass die Lösung nicht nur irgendwie funktioniert, sondern den Automotive-Standards genügt. Das ist auch richtig so und man muss miteinander reden. Dieses Pingpong-Spiel zwischen uns hat sehr gut funktioniert. Wir mussten lernen, was Serie bedeutet. Und WeWire hat gesehen, wie man auch pragmatischer und schneller entwickeln kann.

Philip Schröder: Bei aller Geschwindigkeit und Agilität, wir kommen aus einer Welt, die sehr von Standards getrieben ist. Das ist auch notwendig, weil es darum geht, Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten. Hier die richtige Balance zu finden, das war nicht immer einfach. Da musste das Team auch mal sagen: Normalerweise würden wir es so machen und dann müssten wir aber noch die und die Validierung durchführen. Wie könnte also der richtige Mittelweg zwischen Geschwindigkeit und Perfektion aussehen, mit dem wir trotzdem die nötigen Spezifikationen erfüllen. 

René Renger und Philip Schröder mit dem E-Motorrad von Novus
Balanceakt: WeWire musste bei der Entwicklung die richtige Mischung aus Geschwindigkeit und Perfektion zu finden.

Wie geht es mit der Kooperation weiter?  

René Renger: Wir bauen jetzt mehrere Testfahrzeuge auf, die dann optisch und funktional schon extrem seriennah sein werden. Damit gehen wir ins Testing und dann müssen wir schauen, ob es vielleicht nochmal Feedback gibt und ob wir noch Details anpassen müssen. Mitte des Jahres wollen wir uns erneut mit WeWire zusammensetzen und überlegen, wie eine erste Serie aussehen kann. Wir bei Novus starten dann mit der Planung des Folgeprodukts, das in einer größeren Stückzahl kommen soll. Und auch hier werden wir natürlich wieder mit WeWire sprechen. Schließlich ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstanden – und das würde ich gerne fortführen.

Herr Renger, Herr Schröder, vielen Dank für das Gespräch!